Zwischen Notfall und Nachtruhe

Nacht-Oberarzt Christian Storm leitet das Nachtarztteam der Klinik Zugersee. Im Interview spricht er über die Besonderheiten seiner Arbeit, die Herausforderungen der Nachtschicht und was ihn an diesem besonderen Beruf motiviert.

Christian, wie sieht ein typischer Arbeitstag resp. eine Arbeitsnacht bei euch aus?
Ein typischer Arbeitsabend im Nachtarztteam beginnt um 20.15 Uhr mit der Übergabe des Spätdienstes. Der Nachtarzt übernimmt dann die Verantwortung und ist für alle medizinischen Belange zuständig. Dazu gehören die Beurteilung neuer Patientenaufnahmen, das Management akuter Krisensituationen und die Unterstützung des Pflegepersonals. Die Nächte sind unterschiedlich: Während es manchmal ruhig bleibt, kann es auch intensiv werden, insbesondere bei mehreren Notfällen gleichzeitig. Um 8.00 Uhr findet die Übergabe an den Tagdienst statt.

Das tönt anspruchsvoll. Welche besonderen Herausforderungen treten auf?
Die grösste Herausforderung ist die Verantwortung als einziger Arzt in der Klinik während der Nacht. Der Nachtarzt hat zwar einen erfahrenen Oberarzt im Hintergrund, den er jederzeit anrufen kann und der bei Bedarf in die Klinik kommt. Bei akuten psychiatrischen Notfällen muss er jedoch auch Entscheidungen selbstständig treffen und rasch handeln. Die begrenzten Ressourcen erfordern effizientes Handeln und enge Zusammenarbeit mit dem Pflegepersonal. Zudem fordert die lange Schicht physische und psychische Belastbarkeit.

Wie geht ihr mit nächtlichen Notfällen um?
Notfälle werden sofort vom Nachtarzt in enger Zusammenarbeit mit dem Pflegeteam behandelt. Je nach Situation werden Deeskalationstechniken eingesetzt, gegebenenfalls medikamentöse Massnahmen ergriffen oder auch der Rettungsdienst oder die Polizei verständigt.  

Welche Krankheitsbilder seht ihr nachts am häufigsten?
Die häufigsten Krankheitsbilder sind akute psychiatrische Krisen wie Suizidalität, psychotische Episoden oder Substanzintoxikationen. Während der Nacht liegt der Fokus auf der Stabilisierung akuter Symptome, während tagsüber Therapiegespräche und planbare Massnahmen durchgeführt werden.

Was motiviert dich an diesem besonderen Beruf?
Die Arbeit im Nachtarztteam erfordert hohe Fachkompetenz, Entscheidungsfreude und Teamfähigkeit. Die Motivation liegt in der Überzeugung, durch eine gute medizinische Versorgung auch in der Nacht einen wesentlichen Beitrag zur Genesung der Patienten zu leisten.

Herzlichen Dank für das Gespräch!