Hilfe für junge Trans*Menschen In der Gendersprechstunde in Goldau erhalten Kinder, Jugendliche und ihre Familien Unterstützung bei Fragen zur Geschlechtsidentität und/oder sexuellen Orientierung. Das Angebot besteht seit Juli 2022. Wir haben mit Oberarzt Peter Kirschsiefen und Psychotherapeutin Sabine Gwerder von der KJP Schwyz über die Erfahrungen gesprochen. Peter Kirschsiefen und Sabine Gwerder, wie ist das Angebot angelaufen?Gut. Wir verzeichnen eine durchwegs positive Resonanz. Endlich konnte eine Lücke geschlossen werden. Zuvor mussten Betroffene nach Zürich überwiesen werden. Die Nachfrage ist hoch. Allein im ersten Jahr haben wir etwa 25 Patientinnen und Patienten betreut. Wer kommt in die Sprechstunde? Bislang nutzen primär Jugendliche und ihre Eltern unsere Beratungsangebote. Vorwiegend stehen Fragen der Geschlechteridentität im Vordergrund. Etwa 90 Prozent unserer Klientel sind Transjungen – also Menschen, welchen bei Geburt das weibliche Geschlecht zugewiesen wurde, die sich aber dem männlichen Geschlecht zugehörig fühlen. Der Anteil von Jugendlichen, die sich nicht mehr eindeutig mit ihrem zugewiesenem Geschlecht identifizieren, nimmt gemäss Umfragen zu. Weshalb? Das hat primär damit zu tun, dass man heute informierter ist, während Betroffene sich früher erst als Erwachsene outeten. Warum kann bei Betroffenen grosser Leidensdruck entstehen? Die Inkongruenz zwischen zugewiesenem Geschlecht (körperliche Merkmale) und empfundenem Geschlecht kann zu starker Verunsicherung führen. Häufig entsteht grosse Not bei Pubertätsbeginn, wenn sich die körperlichen Merkmale ausbilden. Zusätzlich spielen Diskriminierungen im Alltag, zum Beispiel in der Schule oder am Ausbildungsplatz, eine Rolle. In den letzten Jahren hat glücklicherweise eine gewisse Entpathologisierung stattgefunden. Trans*Menschen werden von der WHO (IDC) nicht mehr als «krank» gewertet. Trotzdem sind Betroffene häufig psychisch belastet?Leider stellen wir immer noch Diskriminierungen fest. Bei wenig unterstützendem oder ablehnendem Umfeld und aufgrund des Inkongruenzerlebens besteht ein erhöhtes Risiko für Komorbiditäten wie zum Beispiel Depression, Angst, Persönlichkeitsstörung und Sucht. Das Suizidrisiko ist bis zu 4-fach erhöht. Wie helfen Sie Betroffenen konkret weiter? Wir laden Betroffene mit ihren Eltern zu einem ersten Gespräch ein, besprechen die aktuelle Situation und legen gemeinsam das weitere Vorgehen fest. Wichtig ist es uns, sie dabei individuell und ergebnisoffen zu unterstützen. Im weiteren Verlauf bieten wir bei Bedarf eine spezifische Abklärung und Diagnostik an. Auch unterstützen wir sie im Austausch mit Schulen und Arbeitsstellen und leiten sie bei Fragen nach medizinischen Massnahmen wie Hormonbehandlung an entsprechende Fachpersonen weiter. Zentral ist es, auch allfällige Komorbiditäten wie Depression oder Sucht zu behandeln. Wir arbeiten jeweils eng mit den Psychologen der begleitenden Psychotherapie zusammen. Unser Ziel ist es, Not und Leidensdruck zu mindern. Peter Kirschsiefen und Sabine Gwerder, vielen Dank für das Gespräch!